Was macht man, wenn man mit einem Boot oder Schiff bergauf oder bergab fahren möchte?
Man muss eine Schleuse oder sogar ein Schiffshebewerk benutzen. Wir machen eine Schleusentour am Finowkanal entlang.
Allerdings nicht mit einem Schiff, sondern mit dem Fahrrad auf dem Treidelweg.
Kommt ihr mit?
Der Treidelweg verläuft direkt an dem Kanal entlang, der seit 1620 über das Flüsschen Finow die Havel mit der Oder verbindet.
Früher diente er dem Treideln (Ziehen) der Schiffe mit Zugtieren am Ufer entlang. Heute ist er als Rad- und Wanderweg ausgebaut.
Wir starten kurz hinter dem Ort Zerpenschleuse. Die erste der 12 Finowkanal-Schleusen ist die Schleuse Ruhlssdorf.
Hier ist nichts los. Wir fahren weiter am Kanal entlang …
… und erreichen bald die Leesenbrücker Schleuse.
Obwohl diese Anlagen bereits 1878 erbaut wurden (der erste Finowkanal wurde im 30-jährigen Krieg zerstört
und eine zweite Anlage auf königliche Order Friedrich des II. bis 1780 wiederhergestellt),
sind sie auch heute noch nutzbar.
Es muss sich wohl ein Schiff nähern. Der Schleusenwärter öffnet mit Muskelkraft die oberen Schleusentore:
Nun kann das Boot in die Schleusenkammer einfahren ...
Nachdem die oberen Schleusentore wieder geschlossen wurden, …
… werden die Schieber der unteren Tore unter Wasser, auch wieder per Muskelkraft, geöffnet…
… das Wasser schießt unterhalb der Oberfläche aus der Schleusenkammer.
Wenn der Wasserspiegel in der Kammer dem unteren Flussniveau entspricht, werden die Tore geöffnet …
… das Schiffchen kann herausfahren …
… und seine Reise fortsetzen …
Auch wir setzen unsere Fahrt wieder fort – vorbei an urwüchsiger und idyllischer Landschaften.
Gerade im richtigen Moment taucht vor uns eine Einkehr auf.
Ein offenbar altes Gebäude, als Biergarten und Restaurant ausgebaut, lädt zu einer Pause ein.
Natürlich kehren wir beim „Schleusengraf“ ein.
Das Bauernfrühstück und das Radler munden lecker, aber noch interessanter finden wir die Dachkonstruktion und die Geschichte dieses Gebäudes.
Ehemals als königlich-preußisches Magazin errichtet, wurde es in seiner wechselvollen Geschichte später sogar als Schafstall genutzt, bis es schließlich zerfiel und fast völlig zugewachsen war. Schließlich wurde es von drei radelnden Architekten entdeckt, mit Hilfe von Sponsoren wieder hergerichtet und an einen Gastronomen verpachtet. Bei der Rekonstruktion des Dachstuhls wurde die Holzbindertechnik studiert und in alter Technik nachgebaut. Die gebogenen Binder bestehen aus massiven Holzteilen in drei Schichten, die im Verband mit Hilfe der sichtbaren Nägel aus Holz miteinander verbunden wurden. Die alten Ziegel wurden teilweise wiederverwendet, jedoch wurde das gesamte Dach außen ein zweites Mal gedeckt und der Zwischenraum dient der Dämmung, so dass uns innen angenehme Kühle empfängt.
Den Namen für das gastliche Haus „Schleusengraf“ ist sehr treffend, denn es liegt in unmittelbarer Nähe der Grafenbrücker Schleuse, …
… die wir im Anschluss natürlich auch noch besuchen.
Hier ist ein Höhenunterschied von 3,60 m zu überwinden.
Wieder schießt das Wasser aus der Schleusenkammer …
… bis die riesige „Badewanne“ fast leer ist.
Nach dem Öffnen der Tore …
… kann das Schiffchen seinen Platz mit einem aufwärts fahrenden Boot tauschen.
Dann nähert sich ein etwas größeres floßartiges „Fahrgastschiff“.
Das soll durch das schmale Schleusentor passen? Alle sind gespannt …
… und tatsächlich – es passt!
Die „Schippelschute“ wurde offensichtlich nach den Maßen der Schleuse gebaut ;o)
Und wieder werden die Schleusentore auf der einen Seite geschlossen, …
… auf der anderen geöffnet …
… und mit Getöse schießt das Wasser in das Schleusenbecken.
Wir kehren nun um und machen uns auf den Rückweg. Wir haben nicht den Ehrgeiz,
alle 12 Schleusen zu erradeln – sie verteilen sich auf 32 km – und das wäre nur die Hinfahrt.
64 km sind uns für einen kleinen Sonntagsausflug dann doch etwas viel. Aber vielleicht setzen wir unsere Schleusenerkundungsfahrt einmal fort,
denn der angenehm schattige Weg am Wasser entlang bot viele idyllische Motive und Erholung.